ROT – die Farbe der Macht

ROT – die Farbe der Macht

Zu meinen Arbeiten mit echter Cochenille-Farbe – auch als Karmin bzw. Karmesinrot bezeichnet.

Das Pigment wird nicht, wie oft angenommen aus Läuseblut gewonnen, sondern aus dem färbenden Bestandteil der Karminsäure, die in den getrockneten Panzern ausschließlich weiblicher Cochenille-Schildläuse enthalten ist. Diese Säure schmeckt sehr bitter und dient den Tieren zur Abwehr von Fressfeinden, um die Brut zu schützen.

Ursprünglich war bei den Römern leuchtendes Purpurrot dem Kaiser vorbehalten, später signalisierten der deutsche Kaiser, Könige, Richter und Henker mit ihren roten Roben ihre Funktion als Herrscher über Leben und Tod.

Ab 1468 war sie die offizielle Farbe der katholischen Kardinäle.

Rot, die Farbe der Macht – lausige Würdenträger schmückten sich und schmücken sich bis heute mit ihr.

Karmesinrot war u.a. auch die bevorzugte Farbe im Potsdamer Stadtschloss, das der Kurfürst Friedrich Wilhelm errichtete.

Im Zweiten Weltkrieg wurde es durch Brand und schließlich in der DDR vollends durch Sprengung zerstört. Als wäre nichts geschehen, wurde es inzwischen rekonstruiert – und es tagt hier inzwischen in neuem Gewande hinter Betonwänden der Brandenburger Landtag.

Da die Gewinnung des echten Purpurrots, der aus Schneckensaft gewonnene Farbstoff, sehr aufwändig und teuer war – 10.000 Schnecken für 1 g Purpur – benutzte man zunehmend den roten, organischen Farbstoff “Karmin” der Cochenilleschildläuse. Für 1 g sind 2800 tote weibliche Schildläuse erforderlich. Zur Gewinnung des Farbstoffes werden Kakteenplantagen angelegt (u.a. auf Lanzarote). Die Kakteen werden mit Muttertieren “beimpft”, sie nehmen eine kugelige Gestalt an und werden kurz vor der Eiablage abgeernet, in Wasserdampf getötet und in der Sonne getrocknet.

Ein geübter Pflücker erntet pro Tag bis zu 1 kg Läuse, was etwa 140 000 Tieren und 50 g Karminrot bzw. “Cochenille” entspricht.

Cochenille ist bis heute als Lebensmittelfarbe E 120 zugelassen und in vielen Süssigkeiten, Wurst, Rouge, teuren Lippenstiften und Campari enthalten.