F.W. Bernstein, Katalogvorwort
Ade Frey malt Bilder voll heller Wohlgestalt und Farbenpracht. Wäre ihre Malerei nur eitel Wohlklang, Wohlgeschmack und Schmuck, unser Wohlsein wäre strengen Kennern, Kommissaren und Kritikern verdächtig. Zu Zeiten war´s verpönt, Künste kulinarisch zu genießen. Pflicht war´s in den Siebzigern, dergleichen zu schmähen, ja zu verschmähen. Hier und heute erlaube ich mir und allen ein unbeschränktes Wohlgefallen.
Ade Frey malt wohlklingende Bilder von reichstem Reiz. Dass die, wie ich meine, im Wechsel der Moden bestehen und in den Fluten hübschen Designs nicht untergehen, das macht: Sie sind mehr. Es sind persönliche Demonstrationen. Ein vertrackter Tatbestand: Ades eigensinniger Malakt fördert in individueller Handschrift durchaus un- und überpersönliche Artefakte zutage. Kein dickes ICH schwitzt aufdringlich Ausdruck. Leicht und licht spielt geformte Farbe auf Ades Bildtafeln.
Ob ihre Malerei gegenständlich sei? Ihr Gegenstand ist die Malerei.
Ich kenne von Ade Landschaften. GIBRALTAR im großen Licht auf kleinem Format rasch gemalt: Himmel, Meer, der Fels. Aber ihre Bilder spiegeln selten konkrete Motive vor. Sie bilden keine Gegenden ab, Ade illustriert kein Programm, auch wo sie mit astrologischen Zeichen spielt. Sie hat keine Botschaft, ihre Bilder transportieren keine Bedeutung.Keine Entwürfe, kein Konzept, kaum Skizzen. Ades Malerei: ganz oder gar nicht.
Ade nützt Anlässe; günstige Umstände fördern ihre Mallust. Im Freien, im Garten, im Süden. Sie experimentiert, vermalt Sand aus Lanzarote, die Panzer der Cochenille-Laus, woraus dereinst Purpur gekocht wurde. Ruß, Kohle, Erde, Asche – Alchimie, doch ohne finsteres Geheimnis. Gold? Aber immer! Sie verschwendet es malend.
Keine Mühe verratend, zeigen Ades Bilder das Glück der Malerei.